Johannas Zeugnis: Pflegepraktikum in Ghana - Was Sie nicht erwarten dürfen

Ich habe in Ghana mein Pflegepraktikum im Krankenhaus gemacht. Das Volta Regional Hospital ist sehr groß und ich hatte die Möglichkeit in mehrere Stationen hineinzuschauen.

Es gibt hier keine Zimmer wie in Deutschland, die Patienten liegen alle zusammen in offenen Räumen bzw Gängen. Die meisten Stationen sind in drei dieser Gänge gegliedert, in denen die Menschen je nach Erkrankung verteilt werden. Die Einrichtung ist sehr veraltet und nicht so komfortabel, dennoch ist es hygienisch und die Patienten werden analog zu unseren Standards behandelt.

Das Leben in Zeitlupe fällt natürlich auch beim Arbeiten auf. Oft wird einfach herum gesessen, es ist nicht viel zu tun oder es wird 2 Stunden gewartet, bis der Arzt zur OP erscheint. Die Ärzte sind sehr freundlich und bemühen sich mir alles zu erklären, wenn ich Fragen stelle. Besonders in der Chirurgie und Zahnklinik wurde mir einiges gezeigt. In den OPs war ich immer dabei und durfte den Ärzten bei Kaiserschnitten oder Tumoroperationen über die Schulter blicken. Auch wenn ich nicht viel helfen konnte, habe ich doch einiges gesehen und gelernt.

Die Wochenenden haben wir Freiwilligen genutzt, um zu reisen und das Land und seine schönen Orte zu sehen. Von verregneten Wanderungen zu Wasserfällen, über Bootstouren auf dem Volta Lake, bis zu Besuchen von Nationalparks. Das Land hat viele tolle Flecken zu bieten, die es auf jeden Fall wert sind besucht zu werden.

Wer in Ghana reist, darf weder Platz-, noch Berührungsängste haben, denn die Trotros, Busse oder shared Taxis werden teilweise so vollgepackt, dass sich mindestens zwei Leute einen Sitz teilen müssen. Dann ist das Reisen in Ghana wieder mal mit Warten verbunden. Trotros fahren nur los wenn sie voll sind, so kann es sein, dass man, wenn man zu früh bzw. zu spät kommt, gerne mal ein bis zwei Stunden bis zur Abfahrt warten muss. Größere Busse haben sogar feststehende Abfahrtszeiten, aber wirklich pünktlich fahren sie nie.

Die Taxis haben keine Kilometerzähler, sprich die Preise für die Fahrt muss man mit dem Fahrer ausmachen, bevor man ins Taxi steigt. Blöderweise wissen die Taxifahrer, dass wir Weiße weder die Streckendistanzen, noch die „normalen“ Preise für diese Strecken kennen. Deshalb kommt es ziemlich häufig vor, dass von uns mehr Geld verlangt wird, daher sollte man immer hartnäckig sein und verhandeln.

Kurzum Ghana ist ein Entwicklungsland und es lebt sich hier ganz anders als in Deutschland. Es hakt an vielen Stellen, was einem immer wieder auffällt, wenn man unsere Standards gewöhnt ist.

Trotzdem habe ich mich von Anfang an sehr wohl und zu Hause gefühlt. Die Menschen sind so offen und unkompliziert, das Leben so unbeschwert. Meine Zeit in Ghana ist vollgestopft mit neuen Eindrücken, einer Menge an Erfahrungen und unvergesslichen Abenteuern. Ich freue mich immer wieder sehr darüber die Chance ergriffen zu haben nach Ghana zu reisen. Ich hatte eine tolle Zeit und erinnere mich gerne an die vielen schönen Momente zurück und bin stolz diese wunderbare Erfahrung gemacht zu haben.